Der Donauwalzer
 
 

Es gibt ihn tatsächlich auch von der Barrelhouse eingespielt und zwar auf der leider vergriffenen CD-BLUE DANUBE auf Philips/Phonogram, jetzt Universal, aus dem Jahre 1978. Ein wunderschönes Arrangement von Willy Meerwald im 4/4 Takt in folgender Besetzung: Ernst Dworzak, trp/Willy Meerwald tb/Alfons Würzl cl/Franz Luttenberger piano/Lothar Reichhold bjo/Bernie Gottlieb tuba/Horst Bichler drs. Bei unseren USA Tourneen 1978 und 1979 feierten wir in Chikago und San Francisco damit Triumphe. Die crux an der Geschichte ist allerdings, dass dieses wunderschöne Werk, außer bei der Plattensession und der
Tournee in den USA, kaum mehr aufgeführt wurde. Außerdem gab es inzwischen in der Band auch Umbesetzungen, leider auch Todesfälle und es versank in der Schublade.

1994 schloss Magda Votypka, Alfons Schwester, unsere damalige Managerin, wie es zuerst schien einen traumhaften Job ab. Sylvester in Wiens Edelschuppen dem HOTEL IMPERIAL. Was wir und Magda nicht wussten. Wir wurden von der Managerin einer gewissen Frau Mara, die mit Magda verhandelte, dem Imperial als Showband angeboten. Die Erwartungshaltung war von Hazy Osterwald über Spike Jones bis Wiener Walzer. Das Erstaunen der Imperial Leitung und der vorwiegend ausländischen Gäste war natürlich groß als die die ersten Takte erklangen, eben im unverwechselbaren Sound der Barrelhouse Jazzband. Schütterer
Applaus, betretene Mienen für die erfolgsverwöhnte Band, es erinnerte alles ein bisschen an Eddie Condons 20 000 Meilen in F, in seinem Buch WE CALL IT MUSIC! Mitternacht kam und als Höhepunkt sollte von der "Showband" der Donauwalzer erklingen.
Willy Meerwald bemühte sich als Retter in der Not, schrieb in den spärlichen Pausen Stimmen für die einzelnen Instrumente mit dem Versuch eines Arrangements.

Ich leitete punkt 12:00 Uhr die Aufführung mit 12 Schlägen auf Tom Tom und Becken ein, dann sollte übergangslos die ersten Takte des Donauwalzers erklingen.
Nach dem zwölften Schlag wurde das Hotel verdunkelt, kein Lichtschimmer weit und breit und die des Notenlesens sowieso nicht ganz kundigen Mitglieder der Band standen vor dem Nichts. Nur Willy Meerwald war auf der Posaune wie ein Stier zu hören
begleitet von Rettungsaktionen am Schlagzeug. Franzi Luttenberger untersuchte mit zaghaften Tönen auf der Trompete die Tauglichkeit des Donauwalzers für den New Orleans Jazz, Christian Plattner (er war für Alfons eingesprungen, der es klugerweise vorzog Sylvester mit seiner Familie in Osttirol zu feiern) war wie auf einen anderen Stern und distanzierte sich vom Chaos, ohne seinem Saxofon einen einzigen Ton zu entlocken, Humbert war ein Opfer des fehlenden Lichts und der Bassist, es war Martin Treml, der nach Rudi Hansen das Bass Stockerl in der Band übernommen hat, konnte hier auch nichts mehr retten. Als das Licht wieder anging, war im Saal eine Stimmung wie bei einer Beerdigung.

Die Kellner verweigerten uns weitere Getränke, niemand sprach mehr mit uns und die Stunden bis 4 Uhr früh, dem offiziellen Ende waren endlos und wir kamen mit perfekt gespielten Chikago Jazz aber ohne Showprogramm irgendwie über die Runden.
Nur Ferdinand Votypka, Magdas Mann kreuzte um zwei Uhr früh als Retter auf und versorgte uns mit eingeschmuggelten Erfrischungen hochprozentiger Natur.
Uns und den internationalen Gästen aus aller Welt (hauptsächlich Italiener und Japaner) wird dieser Sylvester sicher lange in Erinnerung bleiben.

Die Barrelhouse Jazzband hat nie wieder zu Sylvester als Showband gespielt, wir erhielten Gott sei Dank auch keine einschlägigen Angebote mehr und sind glücklich immer das Jahr am 23.12. beim Axel im Jazzland mit einem stimmungsvollen
WEIHNACHTEN MIT DER BARRELHOUSE zu beschließen. Seit nunmehr vier Jahren gibt es für besonders Wetterfeste immer am 29.12. mit dem Trio der Barrelhouse (Alfons, Franzi, Horst) ein Konzert zum Jahresausklang in PFANNIS EDELWEISSHÜTTE auf der tiefverschneiten Bürgeralm in Mariazell in 1400 m Höhe. Das Imperial geht es uns eigentlich seit Jahren nicht ab.

P.S.: Ende der Achtziger Jahre hatten wir mit dem Quartett unseres Freundes Bill Grah einen ähnlichen Job zu Sylvester im nicht minder noblen HOTEL BRISTOL. Es war eine hochkarätige Besetzung mit Bill am Vibraphon, dem jungen Michael Starch am piano,
Stefan Prokesch bass und Horst Bichler am Schlagzeug. Bei der Probe am Nachmittag brachte Bill einen uralten Kassetten Recorder mit und schloss ihm an die Anlage an. Auf meine erstaunte Frage wofür das gut ist, meinte Bill. Na das ist für den Donauwalzer. Wir sind doch eine Superbesetzung, wieso spielen den Donauwalzer nicht live?
Darauf Bill: Junge aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich Dir nur sagen, das geht immer schief.
Um Mitternacht legte er in den Kassettenrecorder eine MC mit den Wiener Philharmonikern ein, alle waren zufrieden und Starkoch Gerer spendierte für die hervorragende Band eine Runde Schampus!

Wie recht doch der Bill hatte.